Stocherkahn

Faszination Stocherkahn

Holzkähne wurden früher sehr einfach gebaut und gelten nach dem Einbaum als die älteste Bootsform. Der Boden und die beiden Wände wurden jeweils aus einem Brett gefertigt. Als Spanten nahm man krumm gewachsene Äste, zur Abdichtung wurde Moos und Pech verwendet.

Je nach Region und Einsatzgebiet entwickelten sich unterschiedlichste Kahntypen. Auch die Art des Antriebs war je nach Region verschieden: flußaufwärts wurde getreidelt, auf Seen gerudert, in flachen Gewässern gestakt oder gestochert. Mancherorts wurden Kähne auch im Fährbetrieb genutzt: man zog sich an einem aufgespannten Seil über den Fluß.

Im vergangenen Jahrhundert verschwanden die traditionellen Holzkähne in kurzer Zeit von vielen Gewässern. Was jahrhundertelang ein wichtiges landwirtschaftliches Transportmittel war, wurde plötzlich überflüssig, da man neue Brücken oder Straßen gebaut hatte.
Der Bezug von gutem Bauholz wurde immer schwieriger, Krummholz kaum noch auffindbar. So bedingte Qualitätseinbußen verschlechterten den Ruf von Holzkähnen und ließen ihnen in Konkurrenz zu aus modernen Stoffen gefertigten Booten kaum noch Chancen. Dort wo Kähne überhaupt noch nötig waren wurden sie meist in GfK (glasfaserverstärte Kunststoffe) oder Aluminium gebaut.

Trotzdem haben sich in manchen Gegegenden die traditionellen Holzkähne bis heute erhalten.Bekannte Beispiele hierfür sind die Weidlinge bei Stein am Rhein, die Spreewaldkähne und die Tübinger Stocherkähne.

Viele dieser Kähne werden heutzutage zu Freizeitzwecken genutzt. Meist geht es darum auf schonende und ruhige Art Natur und Umwelt zu erfahren. Eine gemächliche Kahnfahrt verspricht Ruhe und Entspannungman - man kann Sonne tanken, ein bischen die Füße im Wasser baumeln lassen und für eine Weile den hektischen Alltag vergessen.

Diese Nutzung verschafft Holz als Baustoff für Kähne neue Vorteile. Die Maserung des Holzes, seine warme Oberfläche, sein Klang und Geruch sprechen alle Sinne an und verleihen dem hölzernen Kahn eine ganz besondere Eleganz.

Glücklicherweise gab es in der Holzverarbeitung Fortschritte:
Die technische Trocknung in speziellen Trockenkammern erübrigt eine jahrelange zeitaufwendige und teure Lufttrocknung und mindert deutlich Trocknungsprobleme wie Rißbildung oder Verstocken des Holzes. Neue Leimarten und präziesere Maschinen erlauben eine passgenaue und dauerhaft wasserdichte Verbindung der hölzernen Bauteile. Spezielle Bootsöle ermöglichen eine gute Konservierung des Holzes, erleichtern die Pflege und erhöhen die Lebensdauer eines Kahnes.

So ist es uns heute wieder möglich mit modernen Mitteln gute und dauerhafte Holzkähne herzustellen. Dort wo es noch traditionelle Holzkähne gibt möchten wir diese erhalten, dort wo sie verdrängt wurden möchten wir zu Aluminium und GfK in Konkurrenz treten und setzen dabei auf die neue Stärke des uralten Baustoffes Holz.

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